Drei Wochen habe ich die Gear getestet und vorgeführt. Egal, wann ich
sie trug - ich wurde sofort darauf angesprochen. "Was ist denn das?",
"Ist das die 'Uhr' von Samsung?" und "Was kann man denn damit machen?"
waren die ersten Fragen. Gerne habe ich die Gear dann rumgereicht und
die Fragen beantwortet und die Funktionen vorgeführt. Hier in meinem
Abschlussbericht möchte ich diese Eindrücke der anderen und natürlich
meine zusammenfassen.
Das An- und Ablegen geht ganz einfach von der Hand. Zunächst hat man das
Gefühl, dass es hakt und einige hatten auch Befürchtungen, dass sie
etwas kaputt macht. Macht man aber nicht - einfach mit geringem Druck
hochheben, dann ist die Schnalle auf. Angst um Fingernägel muss man auch
nicht haben ;-) Das Armband ist gut verstellbar, aber für ganz schmale
Arme wird es wegen der Größe der Watch nicht eng genug. Das war auch
einer der meist genannten Kritikpunkte. Das Gewicht ist ok - sie ist
zwar groß und sieht wuchtig aus, aber am Handgelenk habe ich sie nicht
stark gespürt. Enge Pullis störten mich nicht - da hatte ich die Gear
darüber getragen. Bei Handschuhe widerum war ich nicht ganz so
glücklich, denn diese habe ich nicht über die Gear bekommen. Insgesamt
war der Tragekomfort für mich in Ordnung. Trotz der Riffelung des
Armbands konnte ich keine ungewöhnlichen Verschmutzungen feststellen -
und ich hatte eine weiße Gear!
Die Gear schaltet sich - bei entsprechender Einstellung - ein, wenn der
Arm hochgehoben wird. Das funktioniert recht zuverlässig. Mich hat es
aber auf einer Party etwas irritiert, dass es an meinem Arm regelmässig
aufleuchtete und dann wieder dunkel war, wenn ich mit Händen und Füßen
erzählt habe. Die Gear ging mir an dem Abend einfach zu oft ungewollt
an. Daher habe ich sie ab dann mit dem kleinen Schalter an der Seite
gestartet.
Die Bedienung gestaltet sich auch mehr als einfach. Durch seitliches
Wischen ruft man die installierten Apps auf und durch Wischen von oben
nach unten beendet man die aktuelle Ansicht. Ein Doppeltippsen mit zwei
Fingern auf das Display öffnet die Einstellungen für Helligkeit und
Lautstärke sowie die Akku-Anzeige. Desweiteren kann man für das doppelte
Drücken des seitlichen Schalters eine Aktion festlegen und beim
dreifachen Drücken löst man die Notfall-Aktion aus: der Standort
inklusive Foto und einer hinterlegten Nachricht werden an einen vorab
festgelegten Kontakt gesendet.
Nun noch zu den Apps. Derzeit ist die Auswahl noch recht überschauber,
aber vermutlich wird der Markt hier noch erobert werden. Mit den aktuell
verfügbaren ist aber schon viel machbar.
Fotografieren und kurze Filme aufzeichnen. Das habe ich sehr gerne
genutzt und funktioniert auch erstaunlich gut. Richtig einfach war es,
wenn man die Bedienung über S Voice ermöglichte und ein Foto mit "bitte
lächeln" schoss. Das Auslösesignal konnte man nicht deaktivieren, aber
wenn die Umgebungsgeräusche verhältnismässig laut waren, ging es doch
unter. Es ist also schon möglich, "klammheimlich" Aufnahmen zu machen.
Sicherlich grenzwertig und in bestimmten Berufen sogar gänzlich
fragwürdig.
Telefonieren. Für mich absolut willkommen, da ich im Auto keine
Freisprecheinrichtung habe. Anfangs hatte ich echte Befürchtungen, dass
ich absolut dämlich aussehen werde, wenn ich die Gear zum Kopf führe, um
zu telefonieren. Das ist jedoch gar nicht nötig. Zum Glück ;-) Ich
kann die Hand da lassen, wo sie hingehört: am Lenkrad. Ich kann mein
Gegenüber gut verstehen und anders herum war die Übertragung auch sehr
gut. Auch hier ist die Steuerung über S Voice wirklich angenehm einfach.
Timer. Da gibt es nicht viel zu erklären. Der Timer funktioniert wie man
es sich vorstellt und ich habe es häufig in Anspruch genommen.
Schrittzähler. Diesen habe ich getestet und die Messung kam mir durchaus
plausibel vor - die Werte passten. Als Vergleich hatte ich am anderen
Handgelenk meinen normalen Schrittzähler - die gezählten Schritte
stimmten grob überein. Für Sportler eine wirklich sinnvolle App.
Benachrichtigungen. Wirklich DAS Highlight schlechthin für mich!
Das Note 3 lag stumm auf dem Tisch oder in der Tasche und trotzdem habe
ich keine Neuigkeit verpasst. Genial! Der Ton bei der Gear war zwar
deaktiviert, aber sie war auf Vibration eingestellt. Ich habe jeden
Anruf, jede SMS und seit dem Update von Samsung auch jede WhatsApp
mitbekommen. Genau mein Ding!
Evernote. Eine App, die ich noch nachträglich installiert habe. Die
Funktion an der Gear ist aber nicht im Ansatz mit der an einem
Smartphone vergleichbar. Notizen erstellen ist nicht vorgesehen -
vielleicht ein Foto, aber das war es auch schon. Aber Notizen an der
Gear abzulesen, ist ok. Vielleicht habe ich zu früh aufgegeben, aber
überzeugt hat mich Evernote an der Gear nicht komplett.
Nicht zuletzt: als Uhrersatz taugt die Gear natürlich auch - man kann
sich sogar aus ein paar verschiedenen Designs das für sich am besten
passende aussuchen.
Der Akku: im Netz habe ich oft gelesen, dass der Akku alle 24 Stunden
geladen werden muss. Das kann ich nicht im Ansatz bestätigen! Selbst in
der Hochphase des Tests, wo die Gear ständig angemacht worden ist, Fotos
geschossen worden sind und etliche Dinge ausprobiert worden sind, hat
der Akku bei mir locker 48 Stunden gereicht. Nachdem die intensiveren
Tests durch waren und ich in einer eher normale Nutzung überging, hat
die Gear erst nach drei - manchmal sogar nach vier Tagen um Aufladung
gebeten.
Zu bemängeln ist, dass die Gear derzeit nur mit wenigen Geräten aus dem
Hause Samsung zu verbinden ist und dass es überhaupt nur mit Geräten von
Samsung möglich ist. Es gab durchaus Interessenten in meinem Bekannten-
und Freundeskreis, aber die man war sehr enttäuscht, dass diese
Smartwatch nicht mit ihren Smartphones zu koppeln war. Wenn Samsung hier
den Markt erobern möchte, sollte man über diesen Punkt vielleicht etwas
nachdenken.
Für mich persönlich gab es noch zu wenige Apps, die ich nutzen konnte
und wollte. Bitte nicht falsch verstehen: die Apps, die ich oben genannt
habe und auch genutzt habe, fand ich toll, teilweise richtig
toll. Aber für den Preis, den man derzeit für die Gear hinblättert, ist
mir das dann zu wenig und ich bräuchte noch mehr Anreiz. Allerdings
denke ich auch, dass diese Entwicklung noch recht jung ist und es noch
einige Apps sowohl von Samsung als auch von anderen Herstellern geben
wird, die die Samsung mit Leben füllen werden.
Ein letzter Punkt: die Designer von Samsung sollten noch prüfen, ob sie
das Armband auch für schmalere Handgelenke konzipieren können. Wenn die
Gerüchte im Netz stimmen, wurde immerhin schon das Display flacher
gestaltet - was die Gear natürlich wieder attraktiver macht. Man sollte
nur eine Idee für die technikinteressierten Menschen mit schmalen
Handgelenken haben.
Das Gesamtfazit: die Gear ist eine wirklich mehr als interessante
technische Entwicklung, die für ihren aktuellen Preis aber noch etwas
mehr an Apps bieten sollte. Die Kompatibilität zu anderen Herstellern
würde Samsung mehr als gut zu Gesicht stehen. Das Display und die
Bedienung überzeugen auf gesamter Breite.
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